Die PHP-Renaissance: Warum JavaScript nicht automatisch besser ist

In der Webentwicklung scheint seit Jahren Konsens: JavaScript ist modern, PHP ist Legacy. Node.js gilt nach wie vor als innovativ, PHP als Relikt aus vergangenen Zeiten. Doch diese Sichtweise basiert mehr auf Marketing und Hype-Zyklen als auf technischen Fakten. Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme.

Der Mythos der JavaScript-Überlegenheit

JavaScript hat in den frühen 2010er-Jahren einen beispiellosen Aufstieg erlebt. Node.js versprach plötzlich serverseitige Entwicklung mit derselben Sprache wie im Frontend – ein verlockender Gedanke für viele Entwicklerteams. Die Performance war damals tatsächlich beeindruckend, zumindest im Vergleich zu den meisten Alternativen außer Enterprise Java.

Doch der Erfolg von JavaScript basierte weniger auf überlegener Spracharchitektur als auf perfektem Timing und geschicktem Marketing. Während PHP gleichzeitig mit Problemen zu kämpfen hatte und eine schlechte Presse bekam, konnte sich JavaScript als die Zukunft der Webentwicklung positionieren.

Das Problem: Viele der Schwächen, die PHP damals vorgeworfen wurden, hat JavaScript bis heute nicht gelöst. Schlimmer noch, einige davon sind in JavaScript sogar ausgeprägter.

Copy-on-Write: PHPs unterschätzte Stärke

Eine der fundamentalen Designentscheidungen von PHP wird oft übersehen, obwohl sie massive Auswirkungen auf die Codequalität hat: Copy-on-Write-Semantik für alle Werte außer Objekten. Was auf den ersten Blick wie ein Performance-Problem aussieht – und tatsächlich war PHP vor Version 8 teilweise deswegen langsamer – entpuppt sich in der Praxis als enormer Vorteil.

In PHP können Entwickler eine Funktion schreiben, die ein Array als Parameter erhält, ein Element daraus extrahiert, es modifiziert und zurückgibt, ohne befürchten zu müssen, dass dadurch andere Teile der Anwendung brechen. Die Sprache sorgt automatisch dafür, dass nur Kopien manipuliert werden. Diese geniale Designentscheidung hat PHP mit Tcl gemeinsam.

JavaScript-Code hingegen ist voller defensiver Spread-Operatoren ([...] und {...}), die manuell eingefügt werden müssen, um ungewollte Seiteneffekte zu vermeiden. Diese Konstrukte sind oft genauso langsam oder sogar langsamer als PHPs automatisches Kopieren, aber sie sind notwendig, weil sonst ein Codebreich unerwartet einen anderen zerstören kann.

Besonders im Frontend-Bereich wird diese Problematik deutlich. State-Management-Libraries wie Redux entstanden teilweise als Reaktion auf die Unvorhersagbarkeit von JavaScript-Mutationen. TypeScript und ESLint-Regeln versuchen die schlimmsten Verwirrungen abzufangen, aber diese Lösungen sind weder vollständig noch elegant.

Strukturelle Typisierung ohne Typendeklarationen

PHP beweist, dass strukturelle Typisierung auch in einer dynamischen Sprache möglich ist, ohne explizite Typendeklarationen. Die Operatoren sind sauber nach ihrem Anwendungsbereich getrennt: Der .-Operator verknüpft immer Strings, der +-Operator addiert immer Zahlen. Dadurch ergibt "1" + "1" in PHP logischerweise 2, während JavaScript hier je nach Kontext zwischen Addition und String-Konkatenation schwankt.

Diese Klarheit reduziert eine ganze Kategorie von Bugs, die JavaScript-Entwickler täglich beschäftigen. Hinzu kommt, dass PHP echte Integer unterstützt und nicht alles als Float behandelt wie JavaScript.

Auto-Reload: Einfachheit siegt

Jedes JavaScript-Framework muss das Rad beim Auto-Reload neu erfinden. Hot Module Replacement, File Watching, Build Pipelines – die Tools werden immer komplexer, um ein Problem zu lösen, das in PHP schlicht nicht existiert.

PHPs „Shared-Nothing“-Architektur, die in Version 8 intelligent optimiert wurde, sorgt automatisch dafür, dass jeder HTTP-Request die neueste Version des Codes verwendet. Keine Magie, kein Tooling – es funktioniert einfach und ist dabei noch schnell.

Die blinden Flecken beider Sprachen

PHP ist nicht perfekt. Die Standard-Library ist historisch gewachsen und inkonsequent. Cloud-Native-Deployment ist zwar mit PHARs möglich, aber nicht so elegant wie bei moderneren Sprachen. Die Async-Fähigkeiten erreichen nicht das Niveau von Node.js, obwohl sich das mit Swoole und ähnlichen Projekten ändert.

JavaScript hat seine eigenen Probleme: Die Standard-Library ist ein Sammelsurium aus den 1990er-Jahren, das mehr Java nachahmt als zeitgemäße APIs zu bieten. Die Sprache hat fundamentale Designfehler, die auch TypeScript nicht vollständig kaschieren kann. Und trotz aller Komplexität des Toolings sind viele alltägliche Aufgaben umständlicher als in PHP.

Pragmatismus vor Dogmatismus

Die Wahrheit ist: Beide Sprachen haben ihre Berechtigung, aber aus anderen Gründen, als die Community oft annimmt. JavaScript dominiert das Frontend und wird das auch weiterhin tun. Node.js hat seine Stärken bei I/O-intensiven Anwendungen und wenn Teams wirklich einheitliche Sprachen bevorzugen.

PHP punktet bei traditionellen Web-Anwendungen, Content-Management-Systemen und überall dort, wo schnelle Entwicklung und unkompliziertes Deployment wichtiger sind als Hype-Compliance. Die neueren Versionen von PHP haben viele Schwächen der Vergangenheit ausgemerzt und moderne Features wie starke Typisierung optional hinzugefügt.

Das Ende des Sprach-Chauvinismus

Statt reflexartig zu urteilen, welche Sprache „besser“ ist, sollten wir uns fragen: Welche Sprache löst unser konkretes Problem am effizientesten? Manchmal ist das PHP, manchmal JavaScript, manchmal eine ganz andere Sprache.

Die Entwicklergemeinschaft würde profitieren, wenn sie weniger Zeit mit Glaubenskriegen und mehr Zeit mit pragmatischen Entscheidungen verbringen würde. Technologie ist ein Werkzeug, kein Religionsersatz.

Ausblick: Komplexität ist Trend, Einfachheit hat Zukunft.

Die nächsten Jahre werden zeigen, ob sich die Webentwicklung weiter in Richtung Tooling-Komplexität und Build-Pipeline-Overkill entwickelt oder ob es eine Rückbesinnung auf einfachere, direktere Ansätze gibt. Der Erfolg von schlanken Programmiersprachen wie Go oder Zig deutet darauf hin, dass viele Entwickler die Nase voll haben von unnötiger Komplexität.

Vielleicht ist es an der Zeit, Technologieentscheidungen wieder stärker auf Basis von Effizienz, Wartbarkeit und Problemlösung zu treffen – und weniger auf Basis von Konferenz-Talks und Hacker-News-Trends. Das KI-Zeitalter macht uns als Software-Entwickler nicht überflüssig, aber es zwingt uns Pragmatismus zu leben und nicht nur zu behaupten.

Die beste Technologie ist die, mit der das Team produktiv arbeiten kann und die das Problem zuverlässig löst. Manchmal ist das PHP. Und das ist völlig in Ordnung.

Pragmatische Lösungen für moderne Herausforderungen

Bei unseren Projekten setzen wir genau auf diese pragmatische Herangehensweise. Statt uns von Technologie-Trends leiten zu lassen, wählen wir das beste Werkzeug für die jeweilige Aufgabe. Das bedeutet: JavaScript wo es wirklich Sinn macht – und WordPress im Headless-Modus für maximal schnelle App-Entwicklung.

WordPress als Headless-CMS zu nutzen, kombiniert das Beste aus beiden Welten: Die bewährte Content-Management-Funktionalität von WordPress mit der Flexibilität moderner Frontend-Frameworks. Unsere Kunden profitieren von kurzen Entwicklungszeiten, da wir auf etablierte, ausgereifte Systeme setzen, statt jedes Mal das Rad neu zu erfinden.

Interessiert an einer Lösung, die Pragmatismus vor Hype stellt? Lassen Sie uns gemeinsam die richtige Technologie-Kombination für Ihr Projekt finden – ohne Buzzword-Bingo, dafür mit nachweisbar funktionierenden Ergebnissen.