Büro oder Homeoffice – Wie wär’s mit Coworking?

Um die Debatte zwischen Büropflicht und Homeoffice ist es in letzter Zeit etwas ruhiger geworden. Meist ist die Lösung nach der Corona-Pandemie ein Hybrid-Modell, wo es entweder eine bestimmte Zahl an Bürotagen pro Woche gibt oder aber Homeoffice in einer Art Fair-Use-System erlaubt ist. Doch die Diskussion beschränkt sich oft auf diese beiden Extreme – als gäbe es nur entweder die Rückkehr zum traditionellen Büroalltag oder das vollständige Eintauchen ins digitale Nomadentum. Dabei wird ein wichtiger dritter Weg oft vernachlässigt: Coworking Spaces.

Die Grenzen der etablierten Modelle

Das klassische Büro bringt zwar direkten persönlichen Austausch und klare Trennung zwischen Arbeit und Privatleben mit sich, verschlingt aber durch tägliche Pendelzeiten wertvolle Lebenszeit und bedeutet für Unternehmen einen enormen Kostenfaktor. In Großraumbüros leiden Konzentration und Produktivität unter ständigen Unterbrechungen.

Auf der anderen Seite zeigen sich beim Homeoffice zunehmend die Schattenseiten: Die fehlende Trennung zwischen Beruf und Privatleben führt bei vielen zu einer schleichenden Entgrenzung. Das Gefühl der Isolation kann die mentale Gesundheit belasten. Gerade Senior-Entwickler, die oft kleine Kinder zuhause haben, sind mit Unterbrechungen und Ablenkungen konfrontiert. Auch ein voller Wäschekorb oder eine piepsende Spülmaschine lenken ab.

Hinzu kommt die soziale Ungleichheit: Während manche über großzügige Wohnverhältnisse verfügen, müssen andere am Küchentisch arbeiten. Nicht jeder kann oder will sich ein eigenes Arbeitszimmer leisten, oder profitiert psychisch davon, dass Arbeit und Entspannung klar getrennt sind.

Coworking als pragmatische Lösung

Coworking ist ein versteckter Megatrend der letzten fünfzehn Jahre, der die Vorteile beider Welten vereinen kann. Der Unterschied zwischen einer Bürogemeinschaft und einem Coworking-Space ist ganz einfach: Es gibt eigentlich keinen, denn jede Bürogemeinschaft ist ein Coworking-Space. Allerdings bieten viele Coworking-Spaces darüber hinaus noch Extras wie Postservice mit Geschäftsadresse, Empfangs-Service oder Tagespässe für spontane Einmietungen.

Die Vorteile sind vielfältig: Reduzierte Pendelzeiten durch dezentrale Arbeitsplätze, professionelles Arbeitsumfeld mit ergonomischen Möbeln und schnellem Internet, klare Trennung zwischen Beruf und Privatleben sowie soziale Interaktion mit anderen Profis vom Fach. Für Unternehmen bedeutet ein Coworking-Modell oft erhebliche Einsparungen gegenüber eigenen Büroflächen.

Was sollte ein Unternehmen also tun, um Produktivität und Gesundheit für alle Mitarbeiter zu ermöglichen, egal ob Homeoffice-Fans oder -Muffel? Eine Möglichkeit ist es, Mitarbeitern einen Platz in einem Coworking-Space als Option anzubieten. Dabei kann das Unternehmen diesen teilweise oder ganz „sponsern“. Übrigens: In Deutschland und Österreich sind Zuwendungen des Arbeitgebers für Coworking in der Regel steuerfrei.

Der hybride Sweet Spot

Die Zukunft liegt vermutlich in einem hybriden Modell, das alle drei Optionen kombiniert: Das zentrale Büro wird zum Ort für wichtige Meetings und Unternehmenskultur, Coworking Spaces bieten dezentrale professionelle Arbeitsplätze für den Alltag, und Homeoffice ermöglicht fokussiertes Arbeiten bei Bedarf.

Ein konkretes Beispiel: Ein Unternehmen mit 100 Mitarbeitern könnte sein zentrales Büro auf 30 Arbeitsplätze verkleinern und gleichzeitig den Mitarbeitern ein Budget für Coworking Spaces gewähren. Teams treffen sich regelmäßig im Hauptbüro für wichtige Sessions, arbeiten aber ansonsten dort, wo es für die jeweilige Aufgabe am sinnvollsten ist.

Eine Schwäche teilt dieses Coworking-Konzept jedoch mit Homeoffice: Die direkte Interaktion aller Mitarbeiter von Angesicht zu Angesicht fehlt oder ist nur selten möglich. Hier sind periodische Veranstaltungen, wo sich ein ganzes Team trifft, umso wichtiger.

Kommunikation als Schlüsselfaktor

Wichtig bleibt bei dieser Hybrid-Remote-Lösung, dass asynchrone Kommunikation großgeschrieben werden muss. Das heißt: Ruhig einmal mehr E-Mails schreiben oder Teams-Nachrichten besser ausformulieren, dafür aber dem Gegenüber mehr Zeit geben, eine überlegte und fundierte Antwort zu liefern. So kann eine vergessene Stärke der schriftlichen Kommunikation, nämlich Präzision, voll zur Geltung kommen.

Im Kontrast dazu stehen Remote-Meetings. Diese sind oft notwendig und effizient, sollten aber nur so oft wie nötig stattfinden, da sie Mitarbeiter aus ihrem Konzentrationstunnel holen. Eine nützliche Variante ist das Screen-Sharing-Meeting, wo zwei oder mehr Personen gemeinsam an einem Problem arbeiten – häufig als „Pair Programming“ bekannt. Allerdings ermüden die Teilnehmer dabei deutlich schneller als bei gemeinsamer Arbeit an einem physischen Schreibtisch.

Die größeren Implikationen

Der Trend zum verteilten Arbeiten hat Auswirkungen weit über einzelne Unternehmen hinaus. Wenn mehr Menschen dezentral arbeiten, könnte dies die Stadtentwicklung grundlegend verändern: weniger überfüllte Innenstädte, Vororte die wieder mehr sind als Schlafstädte und sogar ein Comeback ländlicher Gebiete.

Es zeichnet sich für uns immer klarer ab, dass ein Megatrend der nächsten zehn oder fünfzehn Jahre eine Rückkehr von engen Offline-Gemeinschaften sein wird. Aber es gibt einen Unterschied zu früher: Jeder darf und wird sich seine Gemeinschaften selbst aussuchen. Coworking-Spaces sind nur ein Teil dieser Umwälzung.

Fazit: Flexibilität statt Dogma

Die oft dogmatisch geführte Debatte zwischen den Verfechtern des traditionellen Büros und den Remote-Work-Evangelisten verkennt die Komplexität der Arbeitswelt. Es gibt kein Einheitsmodell, das für alle Unternehmen gleichermaßen geeignet ist. Stattdessen brauchen wir flexible Ansätze, die unterschiedliche Bedürfnisse berücksichtigen.

Die Zukunft der Arbeit liegt nicht in der Rückkehr zum Status quo, aber auch nicht im vollständigen Verzicht auf physische Arbeitsräume. Sie liegt in intelligenten hybriden Modellen, die Coworking als dritten Weg etablieren. Denn manchmal ist der beste Weg nicht der eine oder der andere, sondern ein dritter, der das Beste aus verschiedenen Welten vereint. Wer nicht den Anschluss verlieren möchte, sollte sich mit diesem Phänomen auf jeden Fall beschäftigen.

Wir nutzen selbst die Vorteile.

Unser Standort in Stuttgart ist ebenso in einem Coworking-Space beheimatet. Wir schätzen den professionellen Austausch, die angenehme Atmosphäre und die gemeinsamen Projekte. Sehen Sie selbst: voltastudios.space